Gene teilen mit einem Unbekannten - Spenderkinder und ihre schwierige Familiengeschichte
Reproduktionsmedizin-1

Das Geschäft mit dem Kinderwunsch blüht. Heute spricht man gar schon von genetischem Patchwork: Künstliche Befruchtung, Eizellspende, Leihmütter… Ärzte können heute vielen Wunscheltern zum Kind verhelfen. Doch nicht alle Methoden sind in Deutschland erlaubt. Allerdings haben diese Methoden eins gemeinsam. Sie verändern das traditionelle Familienbild von Vater-Mutter-Kind. Das gilt auch für die Samenspende, die hierzulande ganz legal ist. Mehr als 100.000 Spenderkinder leben in Deutschland, laut Schätzungen von Experten. Sie haben einen sozialen Vater, zu dem sie Papa sagen, mit dem sie aber nicht verwandt sind und einen genetischen Vater, dem Samenspender, den sie erst einmal nicht kennen. Zwar hat jedes Kind ein Recht, seine Herkunft zu erfahren, so heißt es schon seit 1989 in der UN-Kinderrechtskonvention, doch die Praxis gestaltete sich schwierig, da die Unterlagen bereits nach 10 Jahren vernichtet wurden. Seit Januar dieses Jahres hat sich die Situation geändert. Der Bundesgerichtshof entschied, dass auch Kinder ein Recht haben, zu erfahren, von wem sie abstammen. Damit ist heute eine anonyme Samenspende nicht mehr möglich. Um herauszufinden, vor welche Herausforderung die Samenspende dennoch alle Beteiligten stellt, hat Rita Homfeldt eine Samenbank besucht, mit Experten gesprochen und ein Ehepaar aufgesucht, deren Kinderwunsch sich vor ein paar Monaten erfüllt hat. Denn Fragen bleiben: Welche Rolle spielt der biologische Vater bei einem Spenderkind und welche der soziale? Wie sollen die Wunscheltern mit dieser schwierigen Konstellation umgehen? Was soll in der Familie kommuniziert werden?