Demenz – Leben „ohne Geist“?
Diagnose: Demenz. Übersetzt aus dem Lateinischen de mens heißt das „ohne Geist“ oder „Unvernunft“. Diese Worte schmerzen und schieben Betroffene gleichzeitig an den Rand unserer Leistungsgesellschaft. Medizinisch gibt es kein Mittel, das die Krankheit aufhält. Trotz intensiver Alzheimerforschung meinen Biomediziner wie Konrad Beyreuther, dass sie wohl auch in 20 Jahren gegen Demenz nichts in der Hand haben werden. Fest steht hingegen: Jeder kann daran erkranken, wenn er nur alt genug wird. Drei Millionen Demente soll es laut Schätzungen bis zum Jahr 2050 allein in Deutschland geben. Jüngere Schätzungen gehen hinsichtlich der demographischen Entwicklung noch deutlich darüber hinaus. „Ich denke, also bin ich“, sagte der französische Philosoph René Decartes im 17. Jahrhundert. Was ist aber, wenn nach und nach das Gedächtnis abgebaut wird und dadurch kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten abhandenkommen?
Helga Rohra ist eine sogenannte Demenz-Aktivistin. Seit über acht Jahren selbst an Demenz erkrankt, setzt sie sich für die Rechte von Menschen mit Demenz ein. In Lesungen spricht sie mit Betroffenen und Angehörigen. Sie hält der Gesellschaft den Spiegel vor, zeigt die kollektive Überforderung im Umgang mit Demenzerkrankten auf. Und weil in der Medizin auch in den nächsten Jahren keine Lösung zu erwarten ist, fordert der Theologe und Sozialwissenschaftler Reimer Gronemeyer eine Strategie gegen die sozialen Folgen von Demenz. Fürsorge und Selbstbestimmung, beides ist für ein „gutes“ Leben mit Demenz nötig. Doch wie hält sich beides die Waage? Rita Homfeldt versucht in ihrem Feature auszuloten, wie die Gesellschaft, Angehörige und Betroffene miteinander umgehen können und dabei „menschlich“ bleiben können.
November 2017 – Ulrike Eiring, Musiklehrerin und Buchautorin zum Thema „Musik und Demenz“
Da mich schon mehrere Sendungen dieser Journalistin sehr angesprochen haben, habe ich mir vor kurzem diesen Bericht über BR Podcast angehört.
Das Thema Demenz beschäftigt mich sowohl beruflich als auch privat und deshalb waren meine Erwartungen dementsprechend hoch. Ich wurde nicht enttäuscht: Frau Homfeldt ging wie immer sehr einfühlsam an ihr Thema heran und hat es aus vielen Blickwinkeln beleuchtet. Es war sehr interessant, Frau Rohra, die ich von Artikeln her kenne, einmal live zu hören. Auch die Hintergrundmusik war phantastisch gewählt. Alles in allem hat Frau Homfeldt nichts beschönigt, sondern Mut gemacht, auch eine Diagnose „Demenz“ anzunehmen und zu versuchen, damit noch viele gute Jahre zu leben. Der Aufruf, dass die ganze Gesellschaft in die Verantwortung gehen und mit den an demenz erkrankten Menschen menschlich umgehen muss, sollte täglich erklingen.